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Lost in Translation

Lost in Translation ist ein Film über Seelenverwandtschaft, über Selbstfindung und über die Liebe.

Filmplakat

Er ist Bob Harris (Bill Murray), Schauspieler in der Midlife-Crisis, seit 25 Jahren verheiratet, 2 Kinder, der statt in der amerikanischen Heimat Kunst zu schaffen in Tokio Werbespots für Whiskey dreht. Er bewegt sich durch diese für ihn so fremde und unverständliche Metropole wie ein Geist, ausgelaugt, müde. Die Telefonate mit seiner Frau sind monton, lieblos. Dennoch lässt er manchmal durchblitzen, dass er zu mehr fähig ist, besonders in den Szenen am Set des Whiskey-Spots oder in der grotesken Szene mit der Prostituierten im Hotelzimmer… absurd, lächerlich, aber nie unrealistisch.

Sie ist Charlotte (Scarlett Johansson), Amerikanerin Anfang 20, seit 2 Jahren verheiratet mit einem Starfotografen, der kaum Zeit für sie aufbringt. Sie weiß nicht, was sie aus ihrem Leben machen soll. Auch sie ist auf ihre Art einsam in der fremden Stadt, verkörpert in einigen Aufnahmen, in denen sie allein auf der Fensterbank in ihrem Appartment sitzt und nach unten starrt… allein mit vielen Fragen und keinen Antworten.

Die beiden treffen sich an der Hotelbar in Tokio auf eine höchst unspektakuläre Art und Weise, kommen ins Gespräch, und entdecken, dass der jeweils andere ihnen zwar nicht beim Lösen ihrer Probleme helfen kann, es aber zumindest jemanden gibt, der sie versteht. So entwickelt sich eine Beziehung der besonderen Art, weniger körperlich, wie man es von einem Hollywood-Film erwarten würde, sondern eine Beziehung im Geiste.

Viel mehr möchte ich zur Rahmenhandlung eigentlich nicht sagen, denn diese bildet nur die Schnur für eine Reihe von Perlen, Szenen, in denen beide glänzen können, Szenen, die tiefe Verbundenheit und doch Distanz zeigen, Szenen, die alltägliche Situationen oder auch die fremde japanische Kultur ad absurdum führen. Regisseurin Sofia Coppola zeigt dem Zuschauer hier einen Film, der weitestgehend ohne die Klischees herkömmlicher Romanzen auskommt, der langsam und in getragenen Szenen darstellt, wie die beiden großartig gespielten Protagonisten sich im exotischen, hektischen Tokyo verlieren, um sich gegenseitig zu finden.

Besonders hervorheben möchte ich aber den Ausgang des Films. Bob flüstert Charlotte einige Worte ins Ohr, die dem Zuschauer vorenthalten werden. Man weiß nicht was er sagt, kann dem Lächeln auf Charlottes Gesicht allerdings die Wirkung dieser Worte nachempfinden. Ein Happy End? Nicht ganz, aber auch kein tragisches Ende, es bleibt der Interpretation des Zuschauers überlassen. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl, etwas verpasst, sondern eher, etwas besonderes gesehen zu haben.

9 von 10 Punkten